2011: 19.09. – Glück gehabt

19.09.2011- Montag

das Wetter heute um 10:00 Uhr leicht sonnig,
Wind: 4 in Böen 5 aus W – Temperatur: 12° – Barometer: 995 – BSt. Zähler: 2.072,0

Unsere Route für heute: von Emden zum Marinapark Emstal bei Walchum

Mein armer Mann hatte eine wirklich sehr unruhige Nacht, er ist gegen 4:00h aufgewacht, weil das Schiff ziemlich tanzte und hin und wieder irgendetwas „rumste“. Er hat sich dann aus der schönen warmen Koje gequält, um nachzusehen. Beim ersten Tanz auf dem Deck – in Schlafanzughose aber mit Pullover – sah er ziemlich hohe Wellen in das Emder Außenhafenbecken laufen. Diese Situation ergibt sich bei stärkerem Westwind und gleichzeitigem Hochwasser. Dann wird das Wasser über den Leitdamm der Ems getrieben und läuft in den Außenhafen.

Wir lagen auf unserem Liegeplatz nun genau im Bereich dieser Wellen.

O-Ton Wolfgang: Nachdem ich alle Leinen kontrolliert und auch nachjustiert hatte, verholte ich mich zufrieden wieder in die Koje. Aber an ein wieder einschlafen war für mich bei diesem Tanz leider überhaupt nicht zu denken – dann war da auch wieder dieses Geräusch, irgendetwas „rumste“ auf Deck oder an den Rumpf, also wieder aufgestanden, Pullover über und wieder an Deck . . . nochmals die Fender gerichtet und wieder in die Koje. – Verdammt, schon wieder dieses Geräusch, es hört einfach nicht auf. Also wieder Pullover an, jetzt will ich es wissen. Wieder an Deck erkenne ich den Grund: Der Ankerschaft unseres neuen Ankers, der noch nicht in der endgültigen Befestigung ist, schlägt bei jeder Welle auf die Fußreling. An und für sich nicht schlimm. weil die Fußreling dort verstärkt ist und noch mit einer Kunststoffplatte gesichert ist . . . aber ungemein nervig, wenn man drunter schlafen will und nicht weiß, was gerade kaputt geht! Also schnell eine kleine Leine her und den Ankerschaft hochgebunden.
So, jetzt aber endgültig in die Koje . . . und oh Wunder, kein störendes Geräusch mehr, nur ein stetiges Auf und Ab und Hin und Her. Irgendwann, so gegen 6:00h komme ich endlich wieder in den Schlaf.

Während dieser ganzen Zeit habe ich wirklich tief und selig geschlafen. Am Morgen fragte mich Wolfgang, ob ich etwas mitbekommen habe? „Was mitbekommen? Wieso, was war denn?“ – Wolfgang schaute mich nur an und meinte: „Neee, nich, das darf doch nicht wahr sein“. 

Kurz nach 8:00h stehen wir beide auf, weil ich ja vor dem Auslaufen noch eine neue Kamera kaufen will. Ich telefoniere einige Geschäfte in Emden ab und bekomme tatsächlich bei einem „Expert“ Markt noch das gleiche Modell. „Bitte einpacken und an die Kasse auf meinen Namen legen. Ich bin gleich da“ sagte ich nur am Telefon zu dem Verkäufer. 
Wir bestellen eine Taxe, lassen uns in die Stadt fahren, ich kaufe die Kamera und erstehe noch einen längeren „Festmacher“, so dass ich mir die Kamera leicht um den Hals hängen kann. Noch einmal soll sie nicht mehr ins Wasser fallen. 

Wolfgang hat noch den Wasserfilter überprüft – alles bestens. Ein wenig Öl für den Motor – der Dieseltank steht immer noch auf „voll“. 
10:45h trotz aller außergewöhnlichen Dinge starten wir pünktlich den Motor bei 2072 Betriebsstunden und legen dann auch kurze Zeit später ab. 

Die Baustelle, bzw. ist es eher eine Abrissstelle, der Nesserland Seeschleuse in Emden, die seit Sommer 2006 durch einen Bruch am Halslager im Binnenhaupt nicht mehr in Betrieb ist     

unser Domizil von der letzten Nacht – hübsch-hässlich – die Umgebung – hier liegt auch die Polizei, also konnte uns ja gar nichts passieren – Blick zurück zur großen Seeschleuse

          

Wir sind auf der Ems und fahren bergauf, zunächst noch ohne Schiebestrom. Aber es dauert gar nicht lange, bis er einsetzt

noch sind die Bojen sehr gerade im Fluss

Die Ems ist eigentlich nur im Gegenlicht erträglich. Dann kommt das große Sperrwerk in Sicht.

Ein großes Berufsschiff überholt uns rasant, mit dem wir dann einige Stunden später die Schleuse Herbrum teilen. So kann es gehen, oder hat er etwa auf uns gewartet? :-)))

Ob das Messschiff überhaupt noch etwas messen kann, bei dem vielen Schlick, der hier im Wasser ist?

Die Geschwindigkeit beträgt bald konstant über 7 Knoten, das Emswasser wälzt sich mit einer netten Welle dahin und sieht dabei aus wie Schlamm, absolut graubraun und total undurchsichtig Wir haben eine Wind gegen Strom Situation.
Ein Blick in den Toilettentopf bestätigt diesen Eindruck – eine braun-graue trübe Brühe. Wolf beobachtet natürlich gespannt den Temperaturanzeiger der Maschine, aber da bleibt alles im grünen Bereich. Durch die Wellen kommt leider auch einiges von dieser trüben Brühe an Deck und nach kurzer Zeit sieht unsere Lady absolut versaut aus.

Die Flutwelle haben wir nun vollends auf unserer Seite

Mit fortschreitender Zeit steigt auch die Geschwindigkeit auf dem GPS immer höher … die einzelnen Stationen fliegen nur so vorbei … Papenburg mit den riesigen Hallen der „Meyer-Werft“, Leer, Weener, (da war doch mal was, da wollten wir doch mal ein Schiff kaufen … großer Gott, danke, dass Du das nicht zugelassen hast … dann hätten wir hier an dieser verschlammten Ems gelegen !!!!), die Friesenbrücke, … irgendwann laufen wir 9,7 Knoten üG … ich meine, kurz hätte sogar einmal die „10“ aufgeblinkt.

Wir passieren die Meyer Werft mit ihren riesengroßen Hallen (die größere Halle ist 504 m lang!). Ein Besuch hier in der Werft können wir nur empfehlen. Papenburg verwandelt sich übrigens immer im olympischen Jahr in ein Blumenmeer … nächstes Jahr ist es wieder soweit. 
Die Vorstellung, dass wir von Weener aus immer losfahren müssten, einfach nur schrecklich.
die Friesenbrücke, eine imposante Stahlkonstruktion, aber auch schon etwas renovierungsbedürftig 

Einen Kreuzfahrer sehen wir draußen leider nicht, dafür taucht vor uns eine vollkommen schwarze Wolkenwand auf. Wir hoffen förmlich auf einen Schauer, um das Schiff so von dem Emsdreck reinigen zu lassen, aber es kommt praktisch kaum etwas runter. 
Ja, mit Kuchenbude über dem Kopf beim Fahren kann man sich sogar Regenschauer wünschen … die Zeiten haben sich wirklich bei uns geändert.

Vor uns taucht ein Segler mit gelegtem Mast auf, der am Morgen den Yachthafen Emden ca. 1,5 Std. vor uns verlassen hat, auch das Berufsschiff, das uns vor dem Emssperrwerk überholte, ist auf einmal wieder da, was wird wohl der Grund sein?

Kurze Zeit später sehen wir die Schleuse „Herbrum“ vor uns … der eigentliche Beginn des Dortmund-Ems-Kanals (DEK). Es liegen dort schon mehrere Berufsschiffe. Da eine der beiden Kammern gesperrt ist, müssen wir warten und warten und warten … wir kreisen und kreisen und kreisen und machen dann doch an dem sehr kleinen Sportanleger fest. Es war nicht so ganz einfach, die Lady dort ran zu bringen … gerade liegen wir dort fest, kommt über Funk: wir können mit dem nächsten Berufsschiff einfahren.

Der Segler vor uns legt zunächst so blöd an, dass wir an Steuerbord nicht mehr hinter ihn passen. Er verholt dann aber doch noch nach vorne. Das Anlegemanöver für uns wird schwierig, weil es nur einen Poller für uns gibt. Der nächste Poller ist viel zu weit weg. Wir benutzen hier zum ersten Mal unsere Fenderbretter an der Spundwand. Sie könnten noch länger sein.
Irgendwie geht alles gut, wir machen keine Bekanntschaft mit dem lang überstehenden Mast des Seglers vor uns, und ich komme mit den Schleusen immer besser zurecht. Ein kleineres MoBo legt noch an Backbord an, mit dem wir später noch öfters zusammentreffen werden.

Als wir ausschleusen, sind wir im DEK … der Geschwindigkeitsrausch ist vorbei – 10 km/h sind nun als Höchstgeschwindigkeit vorgeschrieben.

Wir kommen an die Schleuse Bollingerfähr – auch hier ist direktes Einfahren mit den gleichen Schiffen wie in Herbrum möglich, da beide Schleusen die gleiche Größe haben. Innerhalb von 20 Minuten sind wir wieder aus der Schleuse ausgefahren.

Hier im Marinapark Emsland sieht es fast so aus, als wären wir im Märchenland angekommen. Alles kleine Ferienhäuser aus Holz . . . richtig nett.

Das kleinere MoBo aus der letzten Schleuse liegt auch hier. Wir melden uns an, 13,50 € die Nacht, inkl. Strom und Dusche, bestellen noch für den nächsten Morgen frische Brötchen und kümmern uns erst einmal um eine Tankgelegenheit. In Haaren/Ems finden wir ein Bunkerboot und melden uns für den nächsten Vormittag an – bis 12:00 Uhr können wir kommen. 

Der Dreck von der Ems muss weg – ein idyllischer Ort, diese Marina

Am Abend essen wir im dortigen Restaurant – sehr gut – Forelle Müllerin und Matjestipp mit Bratkartoffeln – wir schaffen es beide nicht so ganz, hoffentlich wird morgen trotzdem schönes Wetter.

Auf dem Rückweg zum Schiff kommen wir mit dem Ehepaar von dem MoBo ins Gespräch. Sie bauen und verkaufen das Boot – ein neues Konzept, vollkommen custom-built, aus Aluminium. Es sieht noch richtig aus wie ein Schiff mit 125 PS und läuft 25 Knoten. Da sie in einer Werft in WHV fertigen, fragt Wolfgang sofort nach der Fertigungsmöglichkeit für unseren geplanten Geräteträger. Ja! Kein Problem. Wir sollen ihm eine Zeichnung mailen und bekommen ein Angebot. Auf den Preis sind wir gespannt. 

An Bord gibt es noch den obligatorischen Verdauungsschnaps. Bevor ich im Stehen schlafe, verziehen wir uns dann doch bald in die Koje, da morgen ein nicht zu spätes Loskommen angesagt ist, wollen wir doch die Tankstelle in Haren vor 12:00 Uhr erreichen.

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