Optimierung des Riggs

wie immer, das Fachliche im Originalton von meinem Fachmann :-))

Unsere Malö40 ist als Sloop mit Toprigg geriggt.
Neben den beiden Oberwanten, die knapp unterhalb des Masttops angreifen, sind auf jeder Schiffsseite vordere und achtere Unterwanten montiert.
Dazu ein Achterstag mit Isolatoren, das mit einem Achterstagspanner mit Getriebe gespannt werden kann.
Und ein Vorstag mit einer Rollreffanlage der Firma „Top Reff“

Mast und Baum sind Produkte der Fa. Selden.

Wanten und Achterstag haben einen Durchmesser von 7 mm, das Vorstag von 8 mm. Die Wanten sind über Wantenspanner der Fa. Hasselfors mit den Püttingen verbunden.

1. Maststufen
Für das Aufentern habe ich mir als Sicherung den semiprofessionellen Klettergurt „Edelried Solid“ zugelegt, der als „gut“ getestet wurde und meiner Meinung nach für meine Zwecke vollkommen ausreichend ist.
Die Sicherung sieht so aus, dass ich mich erstens mit einer kurzen Leine mit Prusikknoten am gespannten Großfall sichere und Konstanze mich mit der Dirk über eine Mastwinsch hält.

Die Maststufen sind aus seewasserfestem Aluminiumflachprofil 4x30mm hergestellt. Da mir die Kanten zu scharfkantig erschienen, um beim Aufentern dort guten Halt zu finden, habe ich über das Auftrittsstück jeweils einen dicken Schrumpfschlauch (Wanddicke ca. 2-3mm) geschrumpft. Die Stufen wurden jeweils mit vier 6mm Blindnieten aus Alu/Alu am Mast befestigt. Die beiden oberen Maststufen befinden sich auf gleicher Höhe, so dass ich oben im Stand am Masttop arbeiten kann.
(Dass auch dies nicht ganz so einfach ist, weil das Achterstag doch etwas im Weg ist, habe ich erst im Nachhinein festgestellt. Evtl. würde es besser gehen, wenn man für die Zeit solcher Arbeiten die Dirk als Hilfsachterstag zu einer Heckseite abspannt und das Achterstag selbst entspannt. Muss ausprobiert werden).

2. Stage und Wanten
(… und die wundersame Heilung der Rollreffanlage)

Nach Rücksprache mit unserem Schiffsverkäufer gehen wir davon aus, dass sich auf unserer Malö40 noch die originalen Wanten und Stage, evtl. mit Ausnahme der Rollreffanlage der Fa. Top Reff befanden:

An den Wanten sah und „fühlte“ man schon teilweise die sogenannten „Fleischerhaken“.

Nach unserer Meinung also die höchste Zeit, die Drähte zu wechseln. Im Vergleich zu anderen Anschaffungen ist dafür der finanzielle Aufwand für ein Vielfaches an Sicherheit relativ gering.

Wir haben alle Drähte im Winterlager 2012/2013 abgebaut und sie einer norddeutschen Riggfirma mit dem Auftrag übergeben, mit den gleichen Maßen neue Drähte mit den entsprechenden Terminals anzufertigen. Der Auftrag belief sich auch auf die Erneuerung der Lager des Topwirbels am Vorstag.

Die entsprechende Refftrommel hatte ich bereits nach gründlicher Prüfung selbst mit neuen, nun aus VA gefertigten Kugellagern und einem neuen Simmering versehen. Bei der Demontage der Refftrommel zeigte sich, dass nach den vielen Jahren der Simmering defekt war, und das dahinterliegende Kugellager aus Normalstahl angerostet und schwergängig war.

Mai-Juni 2013

Nachdem wir unsere Double Fun im Mai nach dem langen Winter im Wasser hatten, wurde der Mast, der nun fast 2 Jahre im Mastenlager auf uns gewartet hatte, wieder aufs Schiff gesetzt und die neuen Drähte, zunächst ohne die Rollfockanlage, angeschlagen.

Soweit, so gut … danach haben wir uns dann an die Rollreffanlage gemacht und diese mit Hilfe von weiteren Segelfreunden, damit das Aluprofil sich nicht verbiegt, in den Mast gezogen. Jetzt kamen mir zum ersten Mal die neuen Maststufen zu Gute.

Hier im Heimathafen hätte mich sonst wohl ein kräftiger Vereinskollege mit dem Bootsmannstuhl in den Mast gezogen, aber unterwegs? Meine liebe Konstanze würde das auch mit der Winsch nur mit erheblichen Schwierigkeiten schaffen, wenn überhaupt.

Also, die Rollreffanlage am Masttopbeschlag mit Bolzen und Splint angeschlagen, dann unten am Bug den speziellen Spanner mit der Trommel verbunden und die ganze Sache etwas auf Zug gebracht. . . .
Und nun, sobald etwas Zug auf die Anlage kam, drehte sich dort nichts mehr. . . . was soll’s, wieder aufgeentert und oben nachgesehen, ob sich da irgendetwas „vertüdelt“ hat. Nein, alles ok …


also unten den Zug etwas gelöst und nun konnte man das Profil leidlich drehen …  aber das kann es doch nicht sein, da muss doch richtig Zug auf die Anlage kommen, man stelle sich mal vor, das Segel ist draußen und der Winddruck kommt dazu. Neeee, da konnte was nicht stimmen.

Es ist natürlich so, dass ich zunächst die Schuld bei mir suchte . . .  evtl. habe ich die Anlage nicht richtig zusammengebaut? Zwischenzeitlich war es dann schon Abend geworden und wir beschlossen, am nächsten Tag mit neuem Tatendrang das Problem zu lösen.

Am nächsten Tag habe ich die Anlage wieder komplett vom Mast genommen, natürlich mussten wieder ein paar Kollegen mithelfen … habe sie komplett demontiert, aber keinen Fehler finden können. Also habe ich sie wieder zusammengebaut und auf dem Schiff montiert. Das Ergebnis war niederschmetternd … das Profil rollte genau so wenig wie zuvor.

Jetzt habe ich mit der Rigg-Firma telefonischen Kontakt aufgenommen, um evtl. von dort Hilfe zu bekommen. Es gingen diverse Telefonate, E-Mails mit Fotos vom Topwirbel usw. hin und her, wir bauten den Topwirbel nach Anweisung der Firma auseinander und sahen uns die Technik an. Es kamen zwar viele gute Ideen zur Problemlösung zusammen, die aber schließlich leider doch nicht erfolgreich waren.

Zwischenzeitlich war ein weiterer Tag vergangen und wir beschlossen, am nächsten Tag mit dem ausgebauten Vorstag nebst Topwirbel die Rigg-Firma aufzusuchen.
Die Firma hat naturgemäß eine lange Halle, da hier ja auch Masten gebaut werden. Ich wollte auf jeden Fall, dort nach einer eventuellen Reparatur das Vorstag mit dem Topwirbel auf Zug bringen und ausprobieren, ob der Topwirbel sich dreht.

Gesagt, getan, der Firmenmitarbeiter baute den Topwirbel auseinander, konnte uns sogar noch die Altteile zeigen, die ehemals verbaut waren (Simmering, Radialkugellager, Axialkugellager) und baute die neuen Teile so, wie er sie aus dem Gehäuse genommen hat, wieder ein . . .
oder evtl. doch nicht genau so?

Danach brachten wir das Vorstag mit dem Wirbel auf Zug, und, oh Wunder, der Wirbel drehte sich wunderbar leicht.

Weder der Firmenmitarbeiter noch wir konnten uns auf diese wundersame Heilung zunächst einen Reim machen, aber der Erfolg war da.
Obwohl ich der Sache immer noch nicht so ganz traute, baute ich im Hafen die Rollreffanlage wieder zusammen und mit vereinten Kräften montierten wir sie wieder am Schiff.

(zu diesem Zeitpunkt war ich nun bestimmt bereits mehr als 10mal in den Mast aufgeentert . . .  das wäre ohne die Stufen eine ganz schöne Schinderei gewesen … 
aber auch so war das nicht ganz ohne). Nachdem wir dann das Vorstag auf Zug gebracht hatten, stellte sich zufriedenes Grinsen ein, alles lief jetzt so, wie es sollte.

Im Nachhinein in Gesprächen mit wirklichen Fachleuten hatten wir bald eine Erklärung für die wundersame Heilung, auf die weder wir und unsere Segelkameraden, noch der Firmenmitarbeiter gekommen waren, oder uns evtl. auch nicht zugeben wollte.

Bei Axiallagern (Drucklagern) ist es so, dass die beiden Lagerschalen unterschiedliche Innen- und Außendurchmesser haben. Da die Unterschiede nur im 10tel-Millimeterbereich liegen, ist das mit dem Auge so nicht einfach zu erkennen.

Baut man die Lagerschalen nun nicht in der richtigen Reihenfolge ein, dann gibt es unter Last kein vernünftiges Drehen des Lagers mehr.

Ok, Fehler können passieren, aber ich meine, eine Firma sollte dann auch dazu stehen. Für uns waren das drei Tage mit unnötiger Arbeit, Stress und Fahrtkosten.

3. Laufendes Gut
Mit kleinen Ausnahmen wurden im Frühjahr 2013 alle Leinen des laufendes Gutes erneuert.

Die 5 Fallen verlaufen innerhalb des Mastprofils und treten unterhalb der Salinge, am Masttop und am Mastfuß über Rollen aus. Die Leinen, alle mit Ø 10mm der Fa. Gleistein, haben folgende Funktionen:

unterhalb der Saling:
Toppnantblauweiß
nach hinten:
StBGroßfallgrünweiß
BBDirkweiß
Reservegroßfall
nach vorne
StBGenuapersenninggelb
BBFockfallrotweiß

Der Baum hat einen „Baumkicker“ der wohl etwas älteren Art in Form eines überdimensionierten Wantenspanners. Der Baum wird damit gehalten, der Baumwinkel und somit die Achterliegspannung kann über einen klappbaren Drehhebel verändert werden. Zusätzlich ist eine Dirk geschoren, die gleichzeitig als Reservegroßfall dienen soll.

Im Baum verlaufen die beiden Reffleinen für 1. (grün) und 2. (gelb) Reff. Eine weitere Leine für das 3. Reff werde ich im nächsten Winter ergänzen. Die Reffleinen haben einen Ø von 8 mm

Ebenfalls im Baum verläuft über eine Talje der Unterliekstrecker, bestehend aus Leine und Draht. Diese Leine muss noch erneuert werden.

Als Leinen für Großschot und Vorsegelschot habe ich 12mm geflochtenes Tauwerk von Liros gewählt. Die Reffleine für die Rollreffanlage hat einen Ø von 6mm.

Die Vorsegelschoten werden über 2 selbstholenden Winschen der Fa. Antal bedient (ST40)

4. Segel
kommt noch

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