Einbau der Warmluftheizung von Webasto: Air Top Evo 3900

Dieser Bericht wurde selbstverständlich von meinem lieben Mann verfasst! Ich bin nur der Schreiberling :-))

Die Heizung wurde in der Zeit eingebaut, als unser Schiff in Düsseldorf lag. Dies war vom Herbst 2011 bis Sommer 2012.

Von Anfang an stand für uns fest, dass in unser neues Schiff auch eine neue Heizung eingebaut werden sollte.

Der zum Inventar gehörende Petroleumofen steht nun in Wolfgangs Werkstatt,

Er gibt ihm in den kalten Jahreszeiten ein wenig Wärme.

Erstens wollen wir durch eine gute Heizung die Zeiten auf unserer Lady mehr ins Frühjahr und den Herbst ausweiten, zweitens auch weiter nördlich gelegene Seegebiete besegeln und schließlich auch mal schnell feuchte Sachen trocknen können.

Die nächste Überlegung war dann, welcher Heizungstyp sollte eingebaut werden?

Warmwasserheizung oder Warmluftheizung?

Für beide Typen gibt es diverse Vor- und Nachteile, die in den einschlägigen Foren groß und breit ausdiskutiert werden. 

Wir entschlossen uns nach wirklich eingehenden und langwierigen Überlegungen dann für eine Diesel-Warmluftheizung. Sie bietet für uns den Vorteil, einen großen Luftdurchsatz zu haben um so schnell trockene Luft ins Schiff zu bringen. Bei warmen Sommertagen hat sie auch die Möglichkeit, kühle Luft aus der Backskiste ins Schiff zu blasen, also eine Klimaanlage für Arme. :-))

Die Entscheidung fiel auf eine Heizung der Firma Webasto, Typ Air Top Evo 3900 , wobei auch das Konkurrenzprodukt von Eberspächer wohl ähnlich arbeiten würde.

Die anschließende Überlegung war dann noch, kaufen wir die Einzelteile im Internet, wie wir es doch bei so vielen Teilen machen, oder entscheiden wir uns für einen Fachhändler.

Wir entschlossen uns für einen Fachhändler aus Düsseldorf, wo ja unser Schiff zu dieser Zeit lag und das haben wir wohl richtig gemacht. Der uns angebotene Preis lag nur unbedeutend über dem der Internetläden, aber mit dem Vorteil, jederzeit Kleinteile schnell nachbestellen und geliefert zu bekommen und auch nicht verbaute Kleinteile zurückgeben zu können.

Dazu kam dann auch noch der direkte und fachliche Kontakt zum Händler, der selbst diese Heizungen verbaut – zwar nur im PKW, aber immerhin – und die Möglichkeit, nach dem Einbau von Wolfgang die Anlage von ihm abnehmen zu lassen. Mit dieser Abnahme fühlen wir uns erstens bei Garantieansprüchen gegenüber Webasto gut gewappnet und auch bei eventuellen Schäden durch die Heizung gegenüber der Schiffsversicherung.

Nachdem also die erste große Lieferung angekommen war und ich mich ein wenig mit der Flut der vielen Einzelteile angefreundet hatte – es ist ja meine „erste Heizung“ – begannen die Planungen für den Einbau.

1. wie und wo soll das eigentliche Heizungsaggregat eingebaut werden?
2. wo soll die Warmluft und wie stark ausströmen?
3. wie und wo sollen die Warmluftrohre hergeführt werden?

zu Punkt 1.
da wurde lange hin und her überlegt und es war nicht so einfach, weil doch so viele Faktoren zu beachten sind. Frischluft? Auspuffaustritt? Dieselpumpe zu Tank? usw usw.
Schließlich entschieden wir uns für die StB-Backskiste, die größte von allen Backskisten. In ihr wurde dann auch noch der Warmwasserboiler montiert. Diese Backskiste ist auch ist auch für evtl. erforderliches fremdes Servicepersonal relativ einfach zu „begehen“.

unsere größte Backskiste an StB

hier soll die Heizung hin (an die Wand zum Salon in der Backskiste an StB.

Schon kam das nächste Problem: Das Heizungsaggregat soll lt. Anleitung längs in Fahrtrichtung eingebaut werden, dort ist aber nur die nackte GFK-Wand, die in Frage kommen kann. Also muss dort erst einmal eine starke Holzplatte montiert werden, da wir ja nicht einfach die Heizung ins GFK der Rumpfwand einschrauben wollten :-))

Da hierfür natürlich auch Laminierarbeiten erforderlich waren, stockten nun die Arbeiten in diesem Teil, weil . . .
es ist bereits der Winter eingebrochen und die Temperaturen sind viel zu kalt zum Laminieren.

zu Punkt 2:
Wir konnten unser Schiff in vier Bereiche aufteilen, den Salon, die Toilette, das Vorschiff und die Achterkajüte. Alle Bereiche sollten beheizbar werden. Wir wollten daher einen Hauptstrang von der Heizung bis ins Vorschiff mit Abzweigungen für Salon und Toilette legen. Dazu noch einen kleineren, gesonderten Strang von der Heizung zur Achterkajüte. Hierbei sollte der stärkste Heizungsstrom im Salon austreten, in den anderen Bereichen entsprechend abgeschwächt.

der erste Plan – (wurde später leicht abgeändert)

Zusätzlich zur normalen Funktion haben wir noch die Möglichkeit eingebaut, im sogenannten „Umluftmodus“ zu heizen. Dabei holt sich die Heizung die Frischluft nicht aus der kühlen Backskiste, sondern aus dem Salon.

Also, sie bläst warme Luft in den Salon und holt sich die neue Luft auch von dort.

Durch diesen Modus kann man den Bereich noch schneller aufheizen bzw. trocknen.

Erreicht haben wir das durch einen mechanisch zu steuernden „Schieber“, der darüber entscheidet, wo die Luft angesaugt wird.
Der Drehknopf für den Schieber befindet sich zentral in der Naviecke.

Abzweigung für Außenluft und bzw. oder Umluft

und der passende Regler in der Naviecke

durch den Sitz der Naviecke das Ansaugrohr für die Umluft

zu Punkt 3:
Dass die Warmluftrohre versteckt geführt werden, versteht sich von selbst. Nur ist es gar nicht so einfach, Rohre mit 90 mm Durchmesser nachträglich in einem Schiff einzubauen, zumal wir von der StB-Backskiste aus für den Hauptstrang auf die BB-Seite des Schiffes wechseln mussten.
Es müssen da schon diverse große Löcher gebohrt werden,
und das meist ohne den erforderlichen Platz, um eine Bohrmaschine mit 90er Lochsäge entsprechend ansetzen zu können.
Irgendwie hat aber doch alles geklappt, denn irgendwann waren denn auch alle Warmluftrohre verbaut. Die Rohre selbst bestehen aus Hartpappe und einer Aluschicht. Sie sind zwar ziemlich hart, aber doch anfällig, wenn man an die Bewegungen auf See denkt. Wir haben daher über die Rohre noch HT-Rohre geschoben und befestigt. Dort, wo dies nicht möglich war, die Rohre mit Isomatten umwickelt. In den Bereichen, wo keine Wärmeabstrahlung erwünscht war, z.B. in der Backskiste, wurden die Rohre insgesamt mit Isomatte umwickelt.

Durchgang unter dem Niedergang und Übergang von StB zu BB

eng wurde es in der Toilette

das Ende im Vorschiff

Nebenstrang zum Austritt in der Achterkajüte

Als das Wetter soweit war, dass wir ohne Probleme laminieren konnten, haben wir eine stabile Sperrholzplatte in der StB-Backskiste angebracht. Auf diese Platte haben wir die Aufhängung für das Heizungsaggregat so mit Schwingmetallen angebaut, dass keine direkte Überleitung von Schwingungen der Heizung auf den Bootskörper mehr möglich sein soll.

das Befestigungsbrett für das Heizungsaggregat

hier wurde das Brett in der Werkstatt passgenau hergestellt

das Heizungsaggregat passt

Nachdem das Heizungsaggregat sicher auf seinem Rahmen befestigt war, konnte das Auspuffrohr mit dem Borddurchbruch montiert werden. Hierbei sind wir noch nicht so hundertprozentig mit unserer Lösung zufrieden, da der Auspuff auf Höhe des hinteren Drittels unseres Mittelcockpits liegt. Wir hätten den Auspuff gerne weiter hinten gehabt, dann hätte dieser aber teilweise durch die Achterkajüte geführt werden müssen, was nur mit größeren Umbauten hätte realisiert werden können.
Warten wir ab, wie sich die aktuelle Lösung verhält.
Eine andere Lösung lässt sich später immer noch verwirklichen.

Das Loch für den Auspuff wird gebohrt (das tut weeeeeh)

die Öffnung für das Endstück des Auspuffs

an der schmalsten Stelle – 17 mm Stärke

alles passt

Zwischenzeitlich ist uns aufgefallen, dass das Heizungsgerät zwar recht platzsparend aber doch recht hoch in der StB-Backskiste montiert war. So hoch, dass ein evtl. notwendiger Servicetechniker Probleme bekommen hätte, an dem Teil im eingebauten Zustand zu arbeiten.
Also: wir haben ja Zeit :-))

Alles wurde wieder demontiert, das Montagebrett entsprechend verlängert und die Heizung weiter unten, also servicefreundlich, installiert.

Die Dieselpumpe wurde so im Motorraum montiert, dass sie den Diesel über den Vorfilter der Maschine bezieht, (Separ 2000/5) mit einem eigenen Absperrhahn. Wir hoffen, dass sie dafür stark genug ist. Falls nicht, kann es umgebaut werden – direkt auf den Dieseltank.

Wenn es über den Vorfilter funktioniert, hat es den großen Vorteil, dass die Heizung schon gereinigten Diesel in ihren kleinen Feinfilter bekommt, der sich sonst evtl. wohl schnell zusetzen würde

und hier die Dieselpumpe noch ohne Anschlussleitung.

Nun ja, es kam so, wie ich es befürchtet hatte. Beim ersten Startversuch der Heizung tat sich nicht sehr viel. Die Dieselpumpe arbeitete, aber die Heizung wollte auch nach vielen Versuchen nicht anspringen. Aufgrund der durchsichtigen Dieselleitungen konnte ich sehen, dass da kein Diesel zur Heizung floss.

Meine Rücksprache mit Fachleuten aus einer Werkstatt, die diese Heizungen bei PKW’s einbauen, erbrachte dann auch, dass es sehr viel besser sei, die Dieselpumpe mittels separater Leitung unmittelbar am Tank anzuschließen.

Da zu dieser Zeit Sommer 2012 war, und wir unsere Malö wieder an die Nordsee überführen wollten, verzichtete ich zunächst mal auf die Umänderung.

Herbst 2012

Erst im Herbst 2012, als wir schon einige Zeit wieder in Hooksiel waren und die Abende kälter wurden, erinnerte ich mich wieder an die Heizung. Da aber noch einige Änderungen für den Anschluss am Hauptdieseltank zu erledigen waren, und diese Änderungen auf unserer „To-Do-Liste“ ziemlich weit unten standen, baute ich erst einmal ein Provisorium, indem ich die Dieselleitung an einen 20Ltr. Dieselkanister anschloss.

Und der separate Anschluss war tatsächlich die Ursache …  bereits beim 1. Versuch … die Dieselpumpe tickte schon eine ganze Zeit, sah ich den Diesel aus dem Kanister in das dünne Röhrchen zur Pumpe hinaufsteigen, und, als der Diesel dort durch war, ging kurze Zeit später die Post ab. Die Heizung sprang an und kurz darauf kam die erste warme Luft durch die Leitungen ins Schiff.

Den Schwanenhals für die Auspuffleitung habe ich sehr hoch durch das Cockpitsüll laufen lassen. Wenn der mal voll läuft, dürften wir ganz andere Probleme haben.

Am tiefsten Punkt der Auspuffleitung ist ein Abfluss für sich evtl. sammelndes Kondensat angebracht.

Bald danach kam das Ausslippen 2012, und wir standen auf dem Bock. Da wussten wir noch nicht, wie lange dieser Winter 2012/2013 werden sollte. Die Male, die wir im Winter und im kommenden kalten Frühjahr auf dem Schiff waren, hat die Heizung uns wunderbar gemütliche Stunden im Schiff bereitet. Das leise Ticken der Pumpe und auch das Gebläsegeräusch wird sehr schnell zur Gewohnheit . . . es ist auch lange nicht mehr so laut wie bei älteren Modellen. Auch der Auspuff ist absolut leise.

Februar 2013

Wir waren nach 4 Monaten zum ersten Mal wieder bei der Lady.

2° war es im Schiff. Aber unsere Heizung brachte uns nach gut einer Stunde muggelige 20 ° im gesamten Schiff – wenn das kein Erfolg ist :-))

April 2013

Als wir wieder in Wasser waren, kam dann auch irgendwann die Zeit, zu der ich dann den endgültigen Anschluss mit einem separaten Tankentnehmer am Dieseltank vornehmen konnte.

Es war teilweise richtig kalt, trotzdem saßen wir schon recht oft im Cockpit … es ist bei unseren Liegezeiten im Hafen einfach unser „Wintergarten“ … und oft sahen wir uns an und hatten den gleichen Gedanken: es ist sooo schön hier im Cockpit, aber doch noch so kühl….wenn wir hier doch ein wenig warme Luft hätten . . .

Und so entstand der Wunsch, die Heizung auch für das ja meistens mit der Kuchenbude geschlossene Cockpit zu nutzen. Die Planung war ja nicht schwer, da die Heizung in der StB-Backskiste montiert ist.

Oktober 2013

Von dort habe ich jetzt einen Abzweig von der Heizleitung, die zur Achterkajüte geht, gemacht und diesen Abzweig zu einem Auslass in der Cockpitwand geführt.

Hier konnte ich natürlich keinen normalen Auslass nehmen, wie er von Webasto angeboten wird, sondern im Cockpit musste ein wasserdicht zu verschließender Auslass her. Nach einigen Überlegungen kam ich auf die Idee, einen sog. Pilzlüfter zu nehmen, der wasserdicht zu verschließen ist. Er ist so gebaut, dass ich daran einen 80mm Heizungsrohr anschließen konnte. Ja, jetzt ist der Komfort wirklich vollkommen.

Den ersten netten Abend hatten wir Mitte Oktober 2013, es hatte draußen ca. 12°, und wir haben die Zeit in angenehmer Wärme bis tief in die Nacht in netter Gesellschaft im Cockpit verbracht.

Ich denke, dass auch bei Fahrten in kühlem Wetter im Frühjahr oder Herbst unter Maschine bei geschlossener Kuchenbude (ja, das ist bei uns sehr gut möglich, sogar Segeln nur unter Genua bei geschlossenem Dach) ein wenig warme Luft den Aufenthalt im Cockpit wesentlich angenehmer machen wird.

Seitdem die Heizung läuft, haben wir bisher keine Probleme mit ihr gehabt. Wir hoffen, dass sich dieser Zustand über die nächsten Jahre erhalten lässt.

Derzeit planen wir noch einen Zusatz für die Heizung, da wir im kommenden Winter 2013/2014 mit dem Schiff in betriebsfertigem Zustand im Wasser bleiben wollen:

… eine von zu Hause aus zu nutzende Fernbedienung für die Heizung …

Über diese Fernbedienung, die einfach beschrieben über ein altes Handy mit Zusatzmodulen realisiert wird, werden wir zu Hause über die aktuellen Temperaturen am Schiff informiert und können dann ab einer bestimmten Temperatur die Heizung von zu Hause aus bedienen, um ein Einfrieren von Wasserleitungen, Ventilen und Pumpen im Schiff zu verhindern.

Für diese Anlage haben wir uns für Produkte von Waitec-Microguard entschieden. Ich werde die Installation dieser Fernbedienung später hier dokumentieren.

– und noch immer nicht zu Ende –