2012: 08.08. – Ankern im Rhein

08.08.2012 – Mittwoch

Unsere Route heute: von Düsseldorf bis Krefeld

das Wetter heute um 10:00 Uhr: ein wunderschöner sonniger Morgen
Wind: 0 – Temperatur: 30° – BSt. Zähler: 2.122,5

wenn Engel reisen . . . Es verspricht, ein herrlicher Tag zu werden.

und so kehren wir unserer Hafenheimat auf Zeit den Rücken

Mit Strom geht es gut voran.

doch wie heißt es so treffend? Erstens kommt es anders . . .
Punkt 12:00 Uhr mittags: High Noon

wir waren genau 2 Std. unterwegs, als bei Rheinkilometer 768 sich unser guter alter Motor mit einem leichten Röcheln verabschiedete.

Als Segler hat man ja in einem solchen Fall noch die Segel, aber wie das so ist: unser Mast liegt in Hooksiel, wohl verpackt im Mastenlager.

2-3 Startversuche signalisierten: die Maschine will nicht mehr anspringen, das Ruder reagierte nicht mehr, wir hatten keine Fahrt mehr und trieben auf eine Bune zu. „Wirf endlich den Anker“ war noch alles, was ich in leicht aufkommender Panik noch sagen konnte.

Also mein lieber Mann schnell nach vorne und den klar liegenden Anker mit ordentlich viel Kette über Bord geworfen. Wir waren wirklich schon sehr nah ans Ufer getrieben. Zuerst schlurfte das Eisen über den gerölligen Grund, dann aber gab es endlich einen Ruck und er hielt. Da liefen immerhin 3 Knoten Strom. so gab es auch einen netten Ruck. Die Ankerkette mit der Kralle gesichert . . .

Einige bange Augenblicke warteten wir, ob der Anker wirklich hielt und dann erst mal richtig tief durchatmen. Ein Blick in die Runde, was kommt da an Berufsschiffen in unsere Richtung? Dann hat Wolfgang umgehend die Wasserschutzpolizei in Duisburg angerufen.

Die übernahmen die weiteren Warnungen an die Schifffahrt und nach ca. 30 Min. war die „WSP11“ auf unserer Höhe. Kurzer Austausch, was anliegt. Dann die zwar nachvollziehbare, aber trotzdem für uns schlechte Auskunft: „Wir können Sie leider nicht schleppen – die Vorschriften erlauben das nur bei Gefahr für Leib und Leben.“ Und als letzten Satz noch dazu: „Ankern im Rhein ist ja nicht verboten“. Na toll, was wird nun?
Sollte Wolfgang sagen, dass ich kurz vor einem Herzkasper wäre? Nein, das bringt nichts, denn dann wäre er alleine auf dem Boot zurückgeblieben. Mitgegangen-mitgefangen ist meine Devise.

Eine weitere Option war die Feuerwehr mit dem Feuerlöschboot. Die schleppen ab, aber mit Kosten. Na ja, dachten wir, kann ja so schlimm nicht sein, aber wir wurden eines Besseren belehrt. Die Telefonate mit der Feuerwehr ergaben, dass wir für einen ca. 3-stündigen Einsatz ca. 1.000 Euronen auf den Tisch legen müssten . . . Aua . . .

Zwischenzeitlich hatten die netten WSP-Männer dann aber über den Hafenmeister der Marina Duisburg einen Motorbootfahrer (mein Gott, wie peinlich) aufgetan, der zusagte, uns auf den Haken zu nehmen.

Wir sollten schon mal eine lange Schleppleine bereithalten.
Haben wir natürlich, 30m 18er Schleppleine, lag aber im Keller (Achterkajüte) , und zwar irgendwo ganz unten. Wolfgang hat sie dann aber doch sehr schnell „ausgegraben“.

Wolfgang hatte in der Zeit versucht, der Maschine durch intensives Entlüften wieder Leben einzuhauchen. Nachdem bereits aus allen Entlüftungsschrauben Diesel floss, die Maschine sich aber trotzdem konstant weigerte anzuspringen, hatte er dann da noch eine „Spezialschraube“ zum Entlüften an der Einspritzpumpe…. diese Schraube hatte er bisher noch nie berührt. Jetzt musste auch sie ran, 2 Umdrehungen gelöst und es kam tatsächlich Luft. Auch hier über die manuelle Pumpe entlüftet und dann wollte er die Schraube wieder zuschrauben. Tja, bereits bei der ersten Umdrehung, sie war noch gar nicht richtig fest, hatte er das obere Teil der Schraube im Schraubenschlüssel, der Rest steckte im Gewinde.

Der Stein des Anstoßes

Das war es dann mit den Reparaturversuchen.

Wir mussten dann doch noch eine ganze Weile warten. Ich war gerade unten, als Wolfgang ziemlich laut und deutlich rief: „halte Dich gut fest und komm sofort hoch an Deck.“

Dieser Containerfrachter hat uns wirklich fast überfahren. Der war keinen Meter von uns weg.
Ein Erlebnis, was wir nicht so oft brauchen.
Und nein, wir wollten an diesem Teil nicht festmachen. :-(((

Irgendwann kam dann die „Joana“, ein Motorboot aus dem Yachtclub Wesel. Und diesmal waren wir richtig froh, ein Mobo so nahe zu haben. Es waren zwei nette Seeleute auf dem Boot für die eine gute Seemannschaft offenbar noch eine wichtige Bedeutung hatte.
Das folgende Manöver der Leinenübergabe zusammen mit dem Aufholen des Ankers im Strom war nicht wirklich einfach, aber es ging und das Schleppen war dann an sich nur noch eine Kleinigkeit.

und so geht es wieder rheinaufwärts
Krefeld war der Hafen, der uns am nächsten war.

Die „Joana“ schleppte uns in den Hafen des „Crefelder Yachtclubs„.

Dort wartete schon ein hilfreicher Hafenmeister, der unsere Leinen annahm und bei der Frage nach einem „Volvo-Penta-Mechaniker“ auch sofort einen Tipp parat hatte.
Wir hoffen, dass wir dort schon morgen von der Firma Schrörs weiter geholfen bekommen. Aber, was soll’s, wir haben ja Zeit – keine Arbeit wartet mehr – zumindest im Moment.

Den Abend lassen wir bei einem guten Steak und einem kühlen Bier im Hafen ausgleiten.

Wolfgang, noch leicht gezeichnet von den Strapazen des Tages.

Wir haben den schönsten Platz hier in Krefeld, wir liegen am Gaststeiger. Man sollte kaum glauben, dass wir dem Rhein ganz nahe sind.

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